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öffentlich


Mögliche Umbenennung der Nikolaus-Fey-Straße



Sachstand:
Die mögliche Umbenennung der Nikolaus-Fey-Straße wurde nach Bekanntwerden der Untersuchungsergebnisse der Würzburger Straßennamenskommission, wonach der Heimatdichter Nikolaus Fey (1881-1956) als überzeugter Nationalsozialist anzusehen ist, in der Stadtratssitzung am 29. April 2021 behandelt.
Der Stadtrat stellte einstimmig fest, dass die Benennung der Nikolaus-Fey-Straße umstritten ist und beauftragte die Verwaltung, die Anwohner*innen und Grundstückseigentümer*innen sowie eventuell noch zu ermittelnde Nachkommen von Nikolaus Fey ausführlich in schriftlicher Form zu informieren und Gelegenheit zur Stellungnahme einzuräumen.
Mit Schreiben vom 7. Mai 2021 befragte die Stadt Alzenau die betroffenen Anwohner*innen und Grundstückseigentümer*innen zu der in Betracht gezogenen Straßenumbenennung. Gleichzeitig wurden auch die benachbarten Schulen (Karl-Amberg-Mittelschule, Erich-Kästner-Grundschule), die angrenzende Firma Wellpappe und die direkt betroffene Edith-Stein-Schule informiert. Allen wurde eine angemessene Frist zur Stellungnahme eingeräumt (31. Mai 2021).
Am 15. Oktober wurde zusätzlich der Enkel von Nikolaus Fey, Herr Michael Fey, über den Vorgang informiert und ebenfalls um Stellungnahme gebeten.
Seine Antwort ist am 21. Oktober 2021 in Form mehrerer Texte eingegangen. Da die Schriftsätze nochmals überarbeitet werden sollen, bat Herr Michael Fey darum, sie zunächst noch nicht zu veröffentlichen und sie vorerst nur den Entscheidungsträgern zu überlassen.
Michael Fey selbst, heute 75 Jahre alt, hat sich nach eigenen Angaben zeitlebens gegen Rassismus, Kolonialismus und Kriegstreiberei, für internationale Solidarität und respektvollem Umgang mit Fremden engagiert. Dabei hat er mehrere Sprachen erlernt, ist u.a. Dolmetscher für türkische Sprache. In seiner Stellungnahme ergänzt er gewissermaßen den Forschungsstand zu seinem Großvater Nikolaus Fey mit konkreten Einzelheiten, die in keiner Akte stehen, von denen er als Verwandter jedoch Kenntnis hat. Zusammengefasst zeichnet er dabei gerade kein beschönigendes, sondern ein differenziertes Bild von seinem Großvater. Die Ergebnisse der Würzburger Fachkommission stellt er dem Grunde nach keineswegs in Frage, sie werden durch seine Aussagen allenfalls relativiert. So erscheint es auch nach Meinung von Michael Fey durchaus angebracht, den damaligen Nikolaus Fey als überzeugten Nationalsozialisten zu bezeichnen. Ein menschenverachtender Fanatiker sei er jedoch nicht gewesen. Richtig sei auch, dass Nikolaus Fey in der Verwaltung des Krakauer "Generalgouvernements", einer "Terrorzentrale", tätig war. Krakau sei aber auch der Ort gewesen, wo sein Opa "die Illusion über das Wesen des NS-Regimes verlor und so angewidert war, dass er eine Krankheit seiner Frau zum Vorwand nahm, seinen Posten zu verlassen."
Auf die Motive für das Engagement seines Großvaters bei den Nationalsozialisten geht Michael Fey ebenfalls ausführlich ein.
Klarstellend teilt Michael Fey mit, dass er es nicht schlimm fände, wenn nach seinem Opa keine Straße mehr benannt sein sollte. Als eine "Verteufelung" würde er dies nicht betrachten. Ernster als Straßennamen sei es hingegen, wenn durch unvollständige oder schiefe Darstellungen, die die Dinge nicht so zeigen, wie sie wirklich waren, der Ruf beschädigt werde.
Michael Fey sprach sich daher abschließend für eine Beibehaltung des Straßennamens mit zusätzlicher Beschilderung (Kontextualisierung) aus.
Die Stadt Alzenau erhielt außerdem folgende Rückmeldungen:

Aussendungen
Beibehaltung
Beibehaltung mit Zusatzschild
Umbenennung
Schulen/Wellpappe
4
 
 
4
Anwohner/Grundstücks-eigentümer
27
15 /dv. 7 auch mit Zusatz
4
4
 
Zur Kontextualisierung (Zusatzbeschilderung)
Die Kontextualisierung (in Form einer Zusatzbeschilderung) könnte beispielsweise wie folgt lauten:
"Die Benennung dieser Straße ist nach heute geltenden Maßstäben umstritten. Weitere Informationen unter www.alzenau.de/strassennamen oder dem QR-Code"
oder
"Zur Geschichte der Straße und ihrer Benennung: www.alzenau.de/strassennamen und QR-Code"
Über einen QR-Code und eine URL können sowohl über Smartphone kurze Informationstexte als auch ausführliche Informationen auf einer Website zur Straße, der Benennungsgeschichte und den jeweiligen Namenspatinnen und -paten abgerufen werden. Dadurch kann der Prozess zur Auseinandersetzung mit den Straßennamen transparent werden.
Mehrheitlich sprechen sich die Anwohner*innen und Grundstückeigentümer*innen somit für eine Beibehaltung des Straßennamens aus. Die Schulen wie auch die Fa. Wellpappe wünschen eine Umbenennung.
Besonders hervorzuheben ist die Initiative der Edith-Stein-Schule - statt auf das Anlieger-Schreiben selbst zu reagieren, haben einige Schüler als Antwort ein Video produziert, in dem sie eindeutig für eine Straßenumbenennung eintreten.
Antrag der SPD-Fraktion
Am 17. Mai 2021 beantragte die SPD-Fraktion die Umbenennung der Nikolaus-Fey-Straße und zugleich die Durchführung eines Ideenwettbewerbs zur Namensfindung in den anliegenden Schulen.
Eingegangene Namensvorschläge
Bisher sind ohne vorherige Aufforderung bzw. unabhängig vom genannten SPD-Antrag folgende Namensvorschläge eingegangen:
 
Name
Vorschlag
Bernhard Grimm, Glattbach
Alfons-Adelberger-Straße (ehem. Rektor der Realschule)
Claudia Lutz, Direktorin Erich Kästner Schule
Edith-Stein-Straße
Gertrud Reuter, Anwohnerin
Nikolausstraße
Thomas Brandecker (Sulzbach)
Valentin-Ludwig-Fey-Straße
Einzelne Schüler*innen der Realschule
Anna-Scholl/Geschwister-Scholl-Straße
Heike Simon, Grundstückseigentümerin
Sophie Scholl, Janina David (verfolgte Jüdinnen) oder Irena Sendler (poln. Widerstandskämpferin)
 
Anliegerversammlung am 14. Oktober
Am 14. Oktober 2021 fand zusätzlich zu der bereits zuvor erfolgten schriftlichen Anhörung in der Prischoßhalle eine Anliegerversammlung zur möglichen Umbenennung der Nikolaus-Fey-Straße statt. Es nahmen 15 Anwohner*innen und vier Vertreter*innen der Edith-Stein-Realschule (3 Lehrkräfte und eine Schülerin) teil.
In der Diskussion wurden die durch die schriftliche Anhörung bereits bekannten kontroversen Meinungen zur möglichen Umbenennung von den Teilnehmern*innen nochmals bekräftigt. Mehrere Anwohner*innen brachten ihre starke emotionale Bindung an die Nikolaus-Fey-Straße (nicht an die Person Nikolaus Fey) als Bestandteil ihres Lebens deutlich zum Ausdruck. Einige äußerten über die Beteiligung der Schulen am Anhörungsverfahren Unverständnis.
Es wurde auch auf den Aspekt der Gleichbehandlung hingewiesen: So müssten im Falle einer Umbenennung auch weitere Umbenennungen bzw. Untersuchungen von kritischen Straßenbenennungen im Stadtgebiet erfolgen.
Im Umbenennungsfall seien zudem eine (pauschale) Entschädigung der Anwohner*innen für entstandene, nicht übernommene Aufwendungen angebracht.
Der Stadtrat wurde gebeten, bei seiner Entscheidung zu berücksichtigen, dass die überwiegende Mehrheit der Anlieger eine Umbenennung ablehne.
 
Im Rahmen der Diskussionsrunde gab es einerseits das Argument, dem Votum der Anlieger für die Beibehaltung der Straßenbezeichnung zu entsprechen und Bürgernähe zu praktizieren, zumal der Stadtrat die Anliegerbefragung beschlossen habe. Dem wurde aus den Reihen des Stadtrates widersprochen, da die Einberufung einer Anliegerversammlung nicht gleichzeitig die Abgabe der Entscheidungsbefugnis an die Anlieger bedeute. Weiterhin wurde zum Ausdruck gebracht, dass es für die in der Nikolaus-Fey-Straße ansässige Edith-Stein-Schule nicht zumutbar sei, dass sie mit der Adresse eines Nazi-Täters versehen sei.

Beschluss:
 
Die Nikolaus-Fey-Straße wird umbenannt.

Abstimmungsergebnis:
 
Anwesende Mitglieder:
24
Ja-Stimmen:
16
Nein-Stimmen:
8
Persönlich beteiligt:
0

Gegenstimmen:
Stadträtin Jeanette Kaltenhauser, Stadtrat Dr. Rolf Ringert, Stadtrat Peter Lenhardt, Stadtrat Ralph Ritter, Stadtrat Timo Ritter, Stadtrat Georg Grebner, Stadtrat Frank Deckert, Stadtrat Jonas Müller



Beschluss:

Für die Findung der neuen Straßenbezeichnung wird ein Komitee gebildet.

Abstimmungsergebnis:
 
Anwesende Mitglieder:
24
Ja-Stimmen:
20
Nein-Stimmen:
4
Persönlich beteiligt:
0

Gegenstimmen:
Stadtrat Peter Lenhardt, Stadtrat Ralph Ritter, Stadtrat Timo Ritter, Stadtrat Jonas Müller

 



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